Nicht immer nur kritisieren – Das Klimaschutz-Potential jedes einzelnen beachten!

Ich habe in den letzten Wochen viele Blogbeiträge gelesen, Kommentare in Zeitungen und Diskussionsrunden verfolgt. Auf der einen Seite standen häufig agitierte, meist übermotivierte Klimaaktivisten, die mit Weltuntergangsstimmung auf radikale Reformen drängten. Auf der anderen Seite ungerührt dreinblickende Vertreter des Kapitals, die bei aller Dringlichkeit, die sie der Sache Klimaschutz ja zugestehen würden, aber doch darum Bitten, die Auswirkung auf das Bruttoinlandsprodukt nicht zu vergessen.

Auch wenn meine Sympathien natürlich grundsätzlich bei Ersteren zu finden sind, muss man beide Seiten hören und auch berücksichtigen. Diese Diskussionen enden leider immer so, das keine Seite sich auch nur einen Millimeter auf die andere zu bewegt. Nach der „Show“ gehen alle ihrer Wege, die ersteren schimpfen über die Uneinsichtigkeit der Wirtschaftsbosse und konservativen Politiker, die anderen belächeln die Selbstkasteiung der Aktivisten und steigen in ihre SUVs. Niemandem ist geholfen, jeder fühlt sich lediglich in seiner Position bestätigt. Schade.

Wie könnte man das also besser angehen? Mir kommt da ein Kapitel in dem Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari in den Sinn, wo es um das Glücklichsein geht. Er schreibt, das jeder Mensch nur bis zu einem gewissen Masse glücklich werden kann. Manche Menschen sind von Natur aus glücklich, nichts kann sie erschüttern, echte Frohnaturen. Andere können noch so viel Schönes an einem Tag erleben, sie werden niemals abends in Bett gehen und uneingeschränkt glücklich sein. Man kann den Menschen nach ihrem Potential des maximal zu erreichenden Glückslevels von 1 bis 10 einteilen.

Das gleiche könnte man auch auf das Potential zum Klimaschutz für jeden einzelnen ermitteln. Sei es aufgrund der Persönlichkeit, der Familie, des Berufes oder des politischen Umfeldes, nicht jeder kann oder wird sein Leben plötzlich komplett umkrempeln, um das Weltklima zu retten. Nehmen wir an, auch hier hat jeder Mensch ein Grundniveau, auf dem er im Jahr 2019 startet. Ein Donald Trump startet mit einem Wert von 1, eine Greta Thunberg auf einem 8. Davon ausgehend ist jeder maximal fähig sich um wenige Punkte auf einmal zu verbessern. Ein Donald Trump wird niemals über Nacht zu einer Greta Thunberg werden. Unmöglich.

Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, das jeder Versuch jemandem zu einem Klimaschutzniveau, höher als sein individuelles Potential ist, zu überzeugen oder noch schlimmer, ihm dieses aufzuzwingen, nicht nur zum Scheitern verurteilt ist, sondern sogar das Gegenteil bewirken kann. Der Mensch ist zu irrationalen Trotzreaktionen fähig, wer kennt das nicht von sich selbst? Wenn man zu etwas gezwungen werden soll, was man nicht einsieht, sagt man sich: „Jetzt erst recht!“

Liebe Klimaaktivisten an vorderster Front! Denkt über diese Theorie einmal nach. Ich weiss, ein radikales Umdenken ist erforderlich, aber der Weg mit dem Kopf durch die Wand kann auch dazu führen das man stecken bleibt. Schliesslich wollen wir die erreichen, die es wirklich wichtig ist, zum Umdenken zu bewegen. Da helfen erstmal nur kleine Schritte.

Den „Fleisch gehört für mich zu jeder Mahlzeit!“ Nachbarn davon zu überzeugen, einen vegetarischen Tag in der Woche einzulegen, klingt nicht wie der grosse Wurf für das Weltklima, ist aber realistisch.

Und: wenn jeder das schafft, sind das schon einige Kilo Fleisch weniger.

Und: der Nachbar merkt vielleicht nach ein paar Wochen, das sich das, bei der ganzen Diskussion da in der Welt, ganz gut anfühlt und schon bald gibt es Fleisch nur noch am Wochenende. „Dann aber wenigstens Gutes, das darf schon etwas teurer sein!“ Kommt dafür aber aus der Region.

Und: er merkt auf einmal, das andere ihn bewundern, diesen Schritt gegangen zu sein. „Mensch Frank, hätte ich nicht gedacht, gerade bei dir. Cool! Das probier ich auch mal!“

Und so ändert sich langsam das Weltbild vom Nachbarn Frank und seinen Kollegen und den Freunden dieser Kollegen. Neben dem Fleisch achtet man nun auch auf die Herkunft der anderen Lebendmittel, nimmt nicht mehr für jeden Weg zum Supermarkt das Auto, denkt mal wieder darüber nach, welcher Partei man bei der nächsten Wahl seine Stimme gibt.

Und plötzlich ist viel mehr erreicht, als man dachte, als man Frank überredete am Mittwoch auf das Gulasch zu verzichten.

Ich habe einige solche Erfolge in meinem Umfeld erlebt, letztlich an mir selbst beobachtet. DAS funktioniert!

Jetzt habe ich also einen Blog

Aller Anfang ist schwer. Was soll man jetzt schreiben, obwohl man im Kopf so viele Sätze bereits formuliert hatte.

Warum ich mich als Blogger versuchen will? Wäre ein guter Anfang.

Um etwas mitzuteilen, was ich mir Alltag viel zu wenig trauen würde zu sagen. Es ist schwierig beim Mittagessen mit den Kollegen, die gerade ihr Cordon Bleu geniessen, das Gesprächsthema auf die klimafeindlichen Aspekte des durchschnittlichen europäischen Fleischkonsums pro Kopf zu wechseln. Ich möchte schliesslich auch weiterhin zum gemeinsamen Lunch mitgenommen werden. Einige werden jetzt schon abwinken und sagen: Klar muss man das ansprechen! So ein Feihling! Sollte ich vielleicht, mache ich aber nicht, bin ich nicht der Typ. Da bin ich zu harmoniebedürftig.

Ich bin auch weder Vegetarier noch Veganer. Auch kein radikaler Klimaaktivist. Ich würde mich als ziemlich durchschnittlichen Europäer bezeichnen. Aber: ich mache mir Gedanken über die Zukunft, lese viel, interessiere mich für Tatsachen, versuche diese von populistischer Stimmungspolitik zu differenzieren. Ich glaube grundsätzlich an das gute im Menschen, so sehr, das Familie und Freunde fast schon an mir verzweifeln, das ich in jedem Menschen und jeder Situation immer noch etwas positives finde. Und ich glaube dass ist gut so!

Ich werde also versuchen das, was ich lese, höre, sehe oder beobachte, wenn ich das Gefühl habe, dass könnte und alle betreffen hier aufzunehmen. Ein Grundtenor dieses Bloggs wird aber sein, das es nicht darum geht über den Klimaschutz zu reden, zu diskutieren und darauf zu warten, das „man“ endlich damit anfängt, sondern selber, im Kleinen, aktiv zu werden. Damit wird jeder einzelne von uns die Welt zwar nicht retten können, aber es gibt ein gutes Gefühl, glaubt mir!